KONZERT „Großes Kino“ in der Krofdorf-Gleiberger Mehrzweckhalle / 500 Besucher genießen bunten Abend mit vielen Liedern und Anekdoten
KROFDORF-GLEIBERG – (maf). Wenn man 20 Jahre lang eine Partnerschaft pflegt, dann gelingt es auch mal, den Partner aus einem Loch zu holen, wenn der mal einen Tiefpunkt hat. Erinnert irgendwie dem Bilde nach an Erdmännchen und erklärt so auch, warum Chorleiter Andreas Stein vom Vorsitzenden der Sängervereinigung Gleiberg, Georg Schlierbach, eine lebensgroße Erdmännchenfigur geschenkt bekam. Es erklärt aber vor allem, warum diese Beziehung „Stein-Sängervereinigung Gleiberg“ schon so lange funktioniert und in einer schnelllebigen Zeit sind 20 Jahre durchaus bemerkenswert und nicht alltäglich.
Nicht alltäglich war auch das, was der Traditionschor vom Gleiberg aus Anlass dieses Chorleiterjubiläums auf die Beine gestellt hatte: „Großes Kino“ waren nur einige der Kommentare, die Begeisterung ausdrückten. Über 500 Gäste füllten die Mehrzweckhalle – durch deren Mitte ein roter Teppich, übersät mit goldenen Sternen, verlief. Sie erlebten ein Programm, das würziger, lebendiger, vielfältiger und kurzweiliger nicht hätte sein können: „It’s showtime – Chor meets Orchestra“ lautete das Motto. Dreieinhalb Stunden vergingen wie im Flug, zeigten auf beeindruckende Weise, welche Bedeutung Chöre, Chorgemeinschaften und Gesangvereine als wichtige kulturelle Bausteine einer lebendigen Dorf- und Vereinsgemeinschaft immer noch haben.
Dabei bleibt selbstverständlich stets das nimmermüde Bemühen um Nachwuchs, was aber dann leichter fällt, wenn man nicht auch noch die Belastung häufigen Chorleiterwechsel ertragen muss. Die Chemie zwischen Andreas Stein und „seiner“ Sängervereinigung, die der heute 58-Jährige vor zwei Jahrzehnten übernahm, nachdem er auf eine Chiffre-Anzeige des Chores reagierte und von zwei Bewerbern den Zuschlag erhielt, stimmt. Damals schwächelte der Chor erheblich – sinkende Mitgliederzahlen, kaum noch singfähig. Das schwäbische Energiebündel holte schnell die Sangesfamilie aus dem drohenden Schattendasein und das gelang auch mit der einhergehenden Verjüngung des Vorstandes, bei dem Georg Schlierbach das Ruder übernahm.
„Einer von 80 Millionen“
Gemeinsam ging man neue Wege, wurde moderner, wagte Projekte – mit Erfolg, wie auch die Veranstaltung zeigen sollte, durch die der Vorsitzende in lockerer und sicherer Moderation führte und die Ankündigungen immer wieder mit kleinen Geschichten und Anekdoten aus der „Ehe Stein-Sängerfamilie Gleiberg“ verknüpfte. Dass der Dirigent „fremd geht“, spielt keine Rolle in dieser modernen Beziehung, denn natürlich leitet der talentierte und ehrgeizige Taktstockschwinger noch mehr Chöre: „Unerhört“ Odenhausen, „45searching“ Rodheim, „Liederbrücke“ Heuchelheim, „Modern Voices“ Watzenborn-Steinberg, gehören zu seiner großen „Chorfamilie“, die alle gekommen waren, um das Programm mitzugestalten und zu bereichern.
Es ist keine kinderlose Familie, die „Stones“, wie sich die Stein-Chöre gerne nennen. Gleich zu Beginn nämlich wurde dies auf herzerfrischende Art und Weise deutlich. Mit großem Erfolg läuft seit vielen Jahren die projektorientierte Zusammenarbeit der Sängervereinigung mit den beiden Krofdorfer Kitas, „Finkenweg“ und „Schatzkiste“, denen Andreas Stein Stimme verleiht. Die beiden Kita-Chöre traten gemeinsam mit den beiden Nachwuchsgruppen der „Liederbrücke“ Heuchelheim und der „Sängervereinigung“ Gleiberg auf: Aus 70 Kinderkehlen erklang, passend zum Anlass, „Einer von 80 Millionen“ von Max Giesinger, der in diesem Lied auch fragt, „Wie hast Du mich gefunden“. Und eine weitere Textpassage konnte auf das gesamte Konzert, „Wenn wir uns begegnen, leuchten wir auf wie Kometen“ übertragen werden. Mit „Wunder gescheh’n“ (von Nena), reagierte der gastgebende Chor, bevor „Unerhört“ Odenhausen seine Visitenkarte abgab und Lolitas „Seemann, lass das Träumen“ sang. „45searching“ und die Heuchelheimer „Liederbrücke“ kamen mit dem Beatles-Song „We can work it out“ auf die Bühne. Es folgten die „Modern Voices“ mit „Winter in Kananda“ – ein Beitrag, der die Gäste auf die bevorstehende kalte Jahreszeit einstimmte.
Viele gemeinsame Auftritte und Projekte verbinden die Steinchöre aus der Vergangenheit, wo Freundschaften entstanden und gemeinsam ging es mit Grönemeyers „Mambo“ und „You raise me up“ in die Pause. Wer von den vielen Gästen das „Hinterland“ mit „Entwicklungsland“ verband, wurde mit dem Auftritt des „Hinterland Jazz-Orchestra“ zumindest darüber eines Besseren belehrt, dass es dort ein musikalisches Aushängeschild gibt. Nicht von gestern, sondern wie von einem anderen Stern, präsentierten sich die 15 Orchestermusiker unter Leitung von Charly Mutschler mit Big-Band-Groove, der von Swing über Pop und Rock bis zu Schlagern und Evergreens reichte.
Einer sollte besonders Erwähnung finden: Sänger Oliver Kirschneck. Es war sein erster Auftritt mit dem Orchester. Er verlieh mit wunderbarer und wandlungsfähiger Stimme dem speziellen Arrangement der Band eine besondere Note. Man hätte es nicht für möglich gehalten, dass Gesangstitel wie Udo Jürgens „Griechischer Wein“ und Bon Scotts „Highway to hell“ von AC/DC ebenso gehaltvoll anzuhören sind, wie die beispielsweise eher klassischen Stück „What a wonderful Day (Louis Amstrong), oder „My Way“ und „Strangers in the night“ (Frank Sinatra), aber auch „Killer Joe“ aus der Dreigroschenoper kam an.
Viel Applaus gab es, auch zum Höhepunkt – dem gemeinsamen Auftritt aller Akteure des Abends, die sich unter anderem mit „Love Potion Number Nine“ und „Eye of the Tiger“ sowie der Zugabe „Let the sunshine in“ verabschiedeten. Viele Sponsoren hatten mit zum Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen und denen dankte der Vorsitzenden noch einmal besonders. Ebenso der Klavierbegleitung, Martina Breitkopf. Bleibt zu wünschen: Weiter so – nur noch fünf Jahre bis zur silbernen Hochzeit.
Quelle: http://www.giessener-anzeiger.de/lokales/kreis-giessen/wettenberg/noch-fuenf-jahre-bis-zum-ehejubilaeum_18295026.htm